Es ist ein Beschluss mit großer Signalwirkung, den wir im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gefasst haben: Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen sexueller Gewalt im kirchlichen Bereich, Eckiger Tisch e.V., erhält künftig eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro aus dem Etat des Bundesinnenministeriums. Das berichte ich gemeinsam dem zuständigen Berichterstatter im Haushaltsausschuss, Martin Gerster.
Für mich ist klar, dass sexualisierte Gewalt zu dem Schlimmsten gehört, was Kindern und Jugendlichen angetan werden kann. Häufig geht es um die Täter, während die Opfer viel zu wenig gesehen, gehört und unterstützt werden. Wir setzen heute ein klares Zeichen, dass sich das ändert. Auch die Aufarbeitung kann nur mit den Betroffenen gelingen. Dazu müssen sie in ihrer Selbstorganisation gestärkt werden. Dafür schaffen wir nun eine Basis.
Martin Gerster, verantwortlicher SPD-Haushaltspolitiker für den Etat des Bundesinnenministeriums, ergänzt: „Bei Eckiger Tisch e.V. leisten Menschen, die selbst in Kindheit und Jugend Opfer von sexueller Gewalt durch Kirchenbedienstete wurden, bereits seit 12 Jahren unschätzbar wertvolle Arbeit für andere Betroffene. In der Ampel-Koalition haben wir uns auf Initiative der SPD sehr schnell darauf verständigt, dass wir diese Arbeit finanziell unterstützen wollen. Dafür schaffen wir jetzt einen eigenen Titel im Bundeshaushalt, und zwar in dem Kapitel, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Bereich der Kirchen betrifft. Ein glasklares Signal, wie ich finde, das bereits in der früheren Regierungskonstellation dringend notwendig, aber politisch leider nicht möglich war. Jetzt haben wir es gemeinsam mit Bündnis 90/Die Grünen und FDP umgesetzt.“
Der aus einer Initiative von Betroffenen hervorgegangene gemeinnützige Verein Eckiger Tisch e. V. ist die einzige Selbstorganisation, die Betroffene von sexueller Gewalt im Kirchenbereich nicht nur umfassend betreut und berät, sondern auch politische und mediale Unterstützungsarbeit für sie leistet. Der Verein verfügt über ein großes Maß an Expertise und Erfahrung im Umgang mit den Kirchen und dem Kirchenrecht, und genießt hohes Vertrauen bei den Betroffenen. Mit dem Zuschuss des Bundes kann eine Geschäftsstelle aufgebaut und das bisherige ehrenamtliche Engagement des Vereins personell verstärkt werden. Zudem wird eine Online-Anlaufstelle als niedrigschwelliges Beratungsangebot und Austauschmöglichkeit für Betroffene eingerichtet.
„Wir lassen die Kirchen nicht aus ihrer Verantwortung für die Aufarbeitung von sexueller Gewalt und Missbrauch. Daher fordern wir die Bundesregierung per Beschluss auf, mit dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) als Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz über eine finanzielle Beteiligung an den Kosten zu verhandeln. Entscheidend ist für uns Abgeordnete aber, dass auch bei einer Kostenbeteiligung die Unabhängigkeit der Selbstorganisationen und deren Arbeit in jedem Fall gewahrt bleibt“, so Martin Gerster.
Ich bin der Meinung, dass die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt insgesamt mehr Tempo, mehr Verbindlichkeit und mehr Transparenz braucht. Das betrifft nicht nur die Kirchen, sexualisierte Gewalt ist – leider – ein Thema der ganzen Gesellschaft. Die Ampel-Koalition hat sich deshalb in ihrem Koalitionsvertrag viel vorgenommen. Gerade wurde die neue Missbrauchsbeauftragte in ihr Amt eingeführt, die unabhängige Aufarbeitungskommission muss in ihrer Arbeit weiter gestärkt werden und auch mit Blick auf andere gesellschaftliche Bereiche geht es voran, beispielsweise mit einem Zentrum für “Safe Sport”. In diesen Bemühungen werden wir nicht nachlassen.