Die Stühle in den Räumlichkeiten der Buchhandlung Dörner waren bis auf den letzten Platz belegt, als Dr. Anton Ottmann mit seiner Gruppe am vergangenen Donnerstag sein Buchprojekt „Briefe gegen das Vergessen“ in szenischer Lesung vorstellte. Im Gespräch mit mir erzählte der Autor von seiner Recherchearbeit über die jüdische Familie Oppenheimer aus Heidelberg.

Das Heidelberger jüdische Ehepaar Leopold und Rositta Oppenheimer wurde im Oktober 1940 mit ihrem Sohn Hans, wie alle badischen Jüdinnen und Juden, in das Lager im südfranzösischen Gurs deportiert. Nach einiger Zeit kam der Sohn in einem Bauernhof in der Alpenregion zum Einsatz. Die Eltern und der Sohn schrieben sich zwei Jahre lang mindestens einmal in der Woche Briefe, in denen sie ihren Alltag, ihre Note und ihre Sehnsüchte schilderten, aber auch freudige Ereignisse und Tage voller Hoffnung.

„Nun sind wir hier in der Internierung in Südfrankreich. Erspar mir, Dir unser schreckliches Elend zu schildern. Leider sind schon viele Freunde und Verwandte gestorben und werden auch weiter sterben“, so schrieb es Rositta Oppenheimer am 31. Dezember 1940 an ihren Sohn Hans.

Der Vater und der Sohn wurden 1942 an Deutschland ausgeliefert und kamen dort um, die Mutter überlebte. Bei Rositta Oppenheimer sind nicht nur die Briefe des Sohnes erhalten geblieben, sondern auch die der Eltern an Hans.

Gesprochen wurde Rositta Oppenheimer bei der Lesung von Ursula Ottmann, Leopold Oppenheimer von Dr. Anton Ottmann und Hans Oppenheimer von Friedrich E. Becht. Die Moderation der Lesung übernahm der ehemalige Bundestagsabgeordnete Gerd Weisskirchen.

Für sein Buch, das im kommenden Jahr erscheinen wird, hat Herr Dr. Ottmann einen wohl einmaligen Nachlass von über 200 Briefen der Familie Oppenheimer recherchiert und aufbereitet.Dr. Ottmann schilderte im Gespräch wie er an den Nachlass der über 200 Briefe kam, die Rositta Oppenheimer, die den Holocaust überlebte, danach auf dem Bauernhof abholte, wo ihr Sohn zum Einsatz kam. In der anschließenden Diskussion wurde u.a. über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Wiesloch gesprochen.

Zu der Lesung hatte ich gemeinsam mit dem SPD-Ortsverein Wiesloch geladen, um an den 9. November zu gedenken.

 

 

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