Mein Statement zum externen Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising, Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl, Donnerstag, 20. Januar 2022

“Das Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl für das Erzbistum München und Freising bestätigt sowohl die bisher bekannten Dimensionen sexualisierter Gewalt im Rahmen der Kirchen als auch den mangelhaften Umgang damit. Insbesondere das jahrzehntelange fehlende Interesse an den Betroffenen und dem ihnen zugefügten Leid ist erschreckend.

Auch das Dunkelfeld ist groß und noch nicht ausreichend erforscht, die Aufklärung muss deshalb dringend weitergehen.

Keiner kann sich selbst aufklären, dafür gibt es unseren Rechtsstaat. Es kann nicht sein, dass der Schutz der Organisation größer geschrieben wird als der Schutz der Menschen. Transparenz und Unabhängigkeit müssen gestärkt werden.

Eine unabhängige und ausreichend ausgestattete Selbstorganisation der Betroffenen ist dringend erforderlich, um die nötige Augenhöhe mit den Kirchenvertretern zu schaffen.

Nach den Erfahrungen mit den unterschiedlichen Gutachten und deren Handhabung fordere ich einen verbindlichen gemeinsamen und überprüfbaren Rahmen für die Aufarbeitung in ganz Deutschland. Die Erklärung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs mit der katholischen Kirche ist eine Grundlage. Das Thema betrifft allerdings nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die evangelische, die hier hinterherhinkt. Und es betrifft andere gesellschaftliche Bereiche, etwa den Sport oder Bildungseinrichtungen.

Im Koalitionsvertrag haben wir uns dem Kampf gegen Kindesmissbrauch verschrieben. Hierzu stärken wir den Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, indem wir seine Arbeit gesetzlich regeln und eine regelmäßige Berichtspflicht an den Deutschen Bundestag einführen. Damit ist auch die parlamentarische Begleitung des Aufarbeitungsprozesses gesichert. Insbesondere die Unabhängige Aufarbeitungskommission muss in die Lage versetzt werden, ihren Auftrag zu erfüllen, dazu müssen wir sie aufwerten und ihr die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.”