Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,

zwei Sitzungswochen hintereinander neigen sich dem Ende. Das Wochenende, auch das kommende, bin ich im Wahlkreis, Montag dann schon wieder kurz in Berlin, weil der Staatssekretärsausschuss Nachhaltigkeit im Kanzleramt tagt. Mein Akku ist grade etwas leer. Ich habe in beiden Sitzungswochen im Plenum gesprochen. Einmal zu den Schlussfolgerungen aus dem Bericht zur Zuwanderung, gestern dann in der Orientierungsdebatte zur Sterbehilfe.

Ich bin dankbar, an so wichtigen Fragen mitwirken zu können. Aber wichtig ist mir auch, dass wirklich etwas vorangeht. Im Parlamentarischen Beirat für Nachhaltige Entwicklung ist das aus meiner Sicht nicht so richtig der Fall. So habe ich die Gunst der Stunde genutzt, als ich in der vergangenen Woche in Vertretung die Sitzung leiten konnte, und eine Debatte zum weiteren Vorgehen losgetreten. Der Beirat ist ein wichtiger Ort im Bundestag, an dem über Fraktionsgrenzen hinweg zusammengearbeitet wird und zwar in der Perspektive über eine Wahlperiode hinaus und auch inhaltlich übergreifend. Mein Ziel ist, den Beirat zu stärken, und der Koalitionsvertrag gibt dazu Rückenwind, denn unsere Verhandlungsführer haben genau dieses Ziel dort erfolgreich verankert.

Einen Bruder im Geiste habe ich am Mittwochabend getroffen. Offengestanden hatte ich zunächst gar keine Lust auf dem Termin – Abendessen in der steifen Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft (in der ich schon längst Mitglied sein sollte, die mir aber zu etepetete ist). Aber manchmal wird man ja gerade dann positiv überrascht. Und das Gespräch mit Mario Marazziti, dem Vorsitzenden des italienischen Menschenrechtsausschusses, war wirklich ein großer Gewinn. Er war lange für die Comunitá Sant Egidio unter anderem aktiv in internationalen Friedensmissionen. In Sant´ Egidio in Rom wurden die Überreste einer Christusfigur gefunden, das Kreuz und die Arme fehlen, verehrt als der “ohnmächtige Christus”. Die Gründer der Gemeinschaft von Sant´ Egidio haben sich vorgenommen, die fehlenden Arme zu “ersetzen” indem sie selbst als Arme Christi in der Welt zu wirken versuchen – ein schönes Bild. Mit Mario habe ich verabredet, dass wir eine gemeinsame Initiative zur europäischen Flüchtlingspolitik starten. Er hat es ungefähr so gesagt: “Ein Europa, das zulässt, dass die Menschen an seinen Grenzen sterben, ist kein Europa.” So ist es.

Auch sonst freue ich mich immer über Besuch in Berlin und manchmal ist es spontan leichter als lange geplant. Diese Woche habe ich Yvonne Schroth getroffen, Vorstand der Forschungsgruppe Wahlen, und ursprünglich aus Baiertal, dann Daniel Heger aus St. Leon-Rot, den ich in den 90er Jahren bei den Jusos getroffen habe und der mittlerweile in Stuttgart gelandet ist und Energiepolitik in Baden-Württemberg vorantreibt; und dann noch einen langjährigen Weggefährten aus Wiesloch, Jörn Stelzner, den es seit einigen Jahren in die Pfalz verschlagen hat und der mittlerweile weltweit für den Einkauf bei Freudenberg zuständig ist. Das sind, nicht ganz zufällig, alles GenossInnen. Nicht-GenossInnen sind natürlich auch willkommen, müssen aber damit rechnen, mit Anwerbeversuchen traktiert zu werden. Tut aber auch nicht weh.

Herzliche Grüße von
Lars Castellucci